Karl-Heinz Kraemer |
Jagannath Adhikari and David Seddon. 2002. Pokhara: Biography of a Town. Kathmandu: Mandala Book Point. Review in: Nepal Information, 91:78 (Juli 2003) Das Buch ist die faszinierende Geschichte dieser im Herzen Nepals gelegenen Stadt, die in den letzten 50 Jahren von einer Siedlung mit gut 3000 Einwohnern zur zweitgrößten Stadt Nepals (Zensus 2001) angewachsen ist. Die besondere Beziehung beider Autoren zu Pokhara findet ihren Ausdruck in der Art und Weise, wie die Geschichte und die sozialen Gegebenheiten dieser Stadt analysiert werden. Jagannath Adhikari ist in Pokhara aufgewachsen während David Seddon seine anerkannten sozialen Forschungen vor fast 30 Jahren in Pokhara begann. Zur frühen Geschichte des Pokharagebiets beziehen sich die Autoren sowohl auf ethnische (Gurung, Magar) Quellen als auch auf die von der hochkastigen Zentralelite vorgegebene Geschichtsschreibung. Angesichts der begnadeten natürlichen Gegebenheiten, erscheint es jedoch zweifelhaft, daß die Gegend von Pokhara von den indigenen Gruppen der Magar und Gurung vor dem 12. Jh. nicht beachtet worden sein soll (S. 18). Aber die Entwicklung von Pokhara als Marktzentrum begann erst nach der Einigung Nepals, als sich Newar aus dem Kathmandutal dort niederließen, um der Verfolgung durch die Truppen der Shah-Eroberer zu entgehen (S. 20). Ab den 1920er Jahren trugen die erweiterten Handelsbeziehungen zu Indien und die Rückkehr von Gurkha-Söldnern aus dem 1. Weltkrieg dazu bei, daß Pokhara an politischer Bedeutung gewann und schließlich zu einem Refugium von Dissidenten wurde. Die enge Beziehung parteipolitischer Aktivisten zu der Stadt wurde bereits gegen Ende der Rana-Herrschaft deutlich, vor allem während der Revolution von 1950/1, und sie wurde 30 Jahre während des nationalen Referendums von 1980 später erneut bestätigt. Doch Pokhara wurde auch zu einem Handels- und Verwaltungszentrum des westlichen Berglands. Besonders dramatisch und weitreichend war diese Entwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Autoren analysieren diesen Prozeß mit Fokus auf die urbane Entwicklung. Damit erhält die Studie einen besonderen Wert vor dem Hintergrund, daß Nepal, zu Beginn der 1970er Jahre noch ein traditionell ländlich orientiertes Land mit nur 4% urbaner Bevölkerung, zu Beginn des 21. Jh. zu dem Land mit der höchsten urbanen Wachstumsrate in Südasien geworden ist. Ich kann hier nur einige wenige Aspekte aus der überwältigenden Fülle von Daten und Statistiken herausgreifen. Adhikari und Seddon lassen wirklich kaum eine Information aus, die von Bedeutung sein könnte. Der Prozeß der Urbanisierung und die damit zusammenhängenden politischen, kulturellen, sozio-ökonomischen und umweltlichen Aspekte der Transformation werden ebenso eingehend analysiert wie die touristische Bedeutung und Perspektive, die Immigrationsgeschichte, die orale Tradition und Literatur, oder die Interaktionen zwischen Stadt und Hinterland. Fazit: Das buch ist nicht nur eine Pflichtlektüre für alle, die näher an Pokhara interessiert sind, sondern es hilft auch, den nepalischen Urbanisierungsprozeß im allgemeinen zu verstehen. |
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